Was passiert, wenn ein Kind ein Thema in Mathe verpasst – und warum es wichtig ist, das rechtzeitig zu erkennen
- wissenschaftlich Quiz
- 8. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Mathematik ist eines der wenigen Schulfächer, in dem alles aufeinander aufbaut. Jedes neue Thema basiert auf dem vorherigen. Wenn ein Kind an einer Stelle nicht richtig mitkommt, fällt das nicht immer sofort auf. Aber einige Monate – oder sogar Jahre – später bremst genau dieser „blinde Fleck“ den gesamten Lernprozess aus.

Wie entstehen Lücken in Mathematik?
1. Die Themen kommen zu schnell.Im Unterricht ist es manchmal laut, die Erklärungen sind kurz, und Zeit zum Üben fehlt. Das Kind hat „so ungefähr“ verstanden, aber nicht wirklich im Detail. Das passiert oft bei Themen wie:
Rechenregeln und Rechenreihenfolge
Schriftliches Multiplizieren und Dividieren
Division mit Rest
Proportionen und Verhältnisse
2. Ein Thema wurde verpasst.Krankheit, Umzug, Ferien – ein paar Stunden fehlen. Klingt erstmal nicht schlimm. Aber wenn in dieser Zeit Brüche, Koordinatensysteme oder Flächeninhalte besprochen wurden, fehlt später das Fundament für weitere Themen.
3. Gelernt, abgefragt, vergessen.Ein Klassiker: Für die Klassenarbeit gelernt, gute Note bekommen – und alles wieder vergessen. Das passiert häufig bei:
Gleichungen
Prozentrechnen
Flächen- und Volumenformeln
Umformungen von Termen
4. Mathematik auf einer Fremdsprache.Für Kinder, die neu nach Deutschland gekommen sind, ist Mathematik eine doppelte Herausforderung: Sie müssen nicht nur die Themen verstehen, sondern auch die Fachsprache auf Deutsch. Selbst wenn sie die Formeln kennen, sorgen Textaufgaben, Begriffe und Notationen oft für Verwirrung. Das Problem liegt dann nicht in der Mathematik selbst, sondern im Sprachbarriere.

Warum das wichtig ist
Eine Lücke in einem Thema kann eine ganze Themenreihe „nach unten ziehen“. Hier ein paar typische Beispiele:
Kein Verständnis für Brüche → Schwierigkeiten bei Prozentrechnung, Bruchgleichungen, Textaufgaben
Unsicherheit beim Einmaleins → Probleme mit Flächen, Umfängen, größeren Zahlen
Kein Gefühl für Variable x → Stolpern bei Gleichungen, Funktionen, Koordinaten
Woran merkt man, dass ein Kind Lücken hat?
Es sagt: „Ich verstehe das nicht“, kann aber nicht genau sagen, was.
Es tut sich schwer, überhaupt mit einer Aufgabe anzufangen.
Es rechnet nach Muster, kann aber nicht erklären, warum das so ist.
Es vertut sich bei einfachen Dingen, obwohl es schon in der 6. oder 7. Klasse ist.
Es verliert das Interesse oder wird schnell gereizt im Matheunterricht. Was wir im Unterricht machen
Wir machen eine ruhige, stressfreie Diagnose.Wir wollen nicht „abfragen“, sondern herausfinden, wo genau das Fundament fehlt. Wir zeigen dem Kind, dass das ganz normal ist – und dass man jederzeit aufholen kann.Außerdem erklären wir, wie man selbstständig üben kann – mit passenden Lernplattformen, Videos und einfachen Methoden. Ganz wichtig: Wir vermitteln, dass es okay ist, etwas (noch) nicht zu verstehen – und wie man mit diesem Gefühl gut umgehen kann.
Wir erklären nochmal – verständlich, anschaulich, in kleinen Schritten.Wir wiederholen nicht einfach den Schulstoff, sondern erklären ihn neu – mit Alltagsbeispielen, klaren Aufgaben und passenden Hausübungen zum Festigen.
Wir helfen bei der Fachsprache auf Deutsch.Für Kinder, die noch nicht lange Deutsch sprechen, übersetzen wir Begriffe und Aufgabenstellungen, zeigen typische Formulierungen und helfen beim Verstehen. Und bei Kindern mit guten Deutschkenntnissen geht es darum, die Begriffe wirklich zu durchdringen – nicht nur zu erkennen, sondern zu begreifen.
Wir machen Formeln verständlich.Formeln sind nur dann hilfreich, wenn man weiß, woher sie kommen und wofür sie gut sind. Wir zeigen, dass Formeln keine Regeln zum Auswendiglernen sind, sondern Kurzfassungen sinnvoller Gedanken.
Wir geben Zeit zum Denken, Probieren und Fehler machen.Bei uns muss niemand sofort alles richtig machen. Wir begleiten den Denkprozess, ermutigen zum Ausprobieren und zum eigenen Lösungsweg. Genau daraus entsteht echtes Selbstvertrauen – nicht durch schnelle Erfolge, sondern durch eigenes Verstehen.

Und das Wichtigste:
Mathematik ist mehr als Noten. Sie fördert Denkvermögen, Klarheit und Selbstständigkeit.Wenn ein Kind gerade Schwierigkeiten hat, ist das kein Grund zur Sorge – sondern eine Chance. Eine Gelegenheit, um zurückzugehen, aufzuräumen, zu verstehen – und dann mit mehr Ruhe und Klarheit weiterzugehen.
Ja, man kann einfach „auswendig lernen, abgeben und vergessen“.Aber wir wollen, dass Kinder verstehen, nachdenken und behalten. Denn nur so entsteht eigenes Wissen, das bleibt – weit über die Schule hinaus.
Und: Es ist besser, kleine Lücken in den Ferien in 5–6 ruhigen Einheiten aufzuarbeiten,als während des ganzen Schuljahres dem Stoff hinterherzulaufen und dabei auch noch den neuen Stoff kaum zu verstehen.Gerade in den Ferien ist Zeit, Ruhe und Konzentration vorhanden – der perfekte Moment, um ein stabiles Fundament zu legen, auf dem der weitere Schulweg leichter wird.
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